Mit diesen simpel anmutenden Begriffen brachte mein Lehrer, Meister K.H.Chu, seine Maxime für Taiji auf den Punkt: „Happy Qi“. Taiji sollte so ausgeführt werden, dass man sich gut fühlt und die Innere Energie (Qi) spürt. So kann der oder die Praktizierende eine Kraft entwickeln, die einen anderen Menschen besiegen kann, ohne weh zu tun oder zu verletzen. Darin sind zwei Prinzipien enthalten, die unser Leben gleichermaßen bestimmen: Die (subjektive) Selbstwahrnehmung und die (objektive) Fähigkeit, etwas in der Welt zu bewirken. Aber: Wie kann ich feststellen, ob und in welchem Maß ich glücklich oder unglücklich bin? Wie messe ich meine Energie und wie unterscheide ich die Innere von „roher“ Kraft? Falls man das überhaupt muss...
Frieder Anders | Mars und Venus: die Prinzipien von Kämpfen und Lieben
„Blut und Liebe“ ist der Titel eines grotesken „Ritter-Schauer-Dramas“ von Martin Luserke, das heute noch bei Amateurtheatergruppen sehr beliebt ist. Ich kenne es gut, denn ich habe es 1960 in einer Gruppe Pubertierender aufgeführt – allesamt damals höchst fasziniert von den Themen „Rittertum und Liebeszauber“. Die Darbietung hatte ihren ganz eigenen Charme: alle Rollen männlich besetzt, das Bühnenbild eigenhändig von uns gezimmert und gemalt. Ich gab den bärbeißigen Ritter Wolf von Wolfseck mit Bart – der damals allerdings noch nicht wachsen wollte. Also musste er angeklebt werden und zwar mit Uhu und eigenen, beim Friseur aufgesammelten Haaren.
Die Denktradition, die Taiji am stärksten beeinflusst hat, ist der philosophische Daoismus (der philosophische, wohlgemerkt, nicht der „religiöse“). Im Daoismus, gleichgültig welcher Schule, streben die Anhänger danach, zum Ursprung zurückzukehren. Je nach Quelle wird dies in mehr oder weniger mystizistische Begriffe gegossen, beispielsweise als die Rückkehr zum Einen, die Rückkehr zur Perle oder zum Zustand, bevor es Himmel und Erde gab. Mitunter ist sogar die Rede von der „Erschaffung des kosmischen Embryos“.