Frieder Anders | Verlachsung

Verlachsung

1980 oder 81,  beim ersten Seminar mit meinem langjährigen Lehrer Meister K.H.Chu in meiner Schule, die damals in Frankfurt-Nied war, gingen uns Taiji-Adepten, die wir seit einigen Jahren diese Kunst praktizierten, die Augen auf. Hatten wir doch gedacht, Taiji üben bedeute, sich mit dem Strom auf dem Weg des geringsten Widerstandes treiben zu lassen. Aber nun hörten wir, dass es eher darum gehe, stromaufwärts zu rudern, um das zu verwirklichen, was im Englischen „continuous improvement“ heißt, oder lebenslange „Selbstkultivierung“, bei den Chinesen. So wie die Lachse stromaufwärts ziehen, auf ihrem Weg in ihre Laichgründe, um ihr Leben dort zu erfüllen und zu sterben.

Frieder Anders | Taiji schmecken

Taiji schmecken

So abwegig, wie der Vergleich Wein –Taiji erscheinen mag, ist er nämlich nicht, denn in China spricht man davon, Taiji zu „schmecken“:

Die Taiji-Bewegungen müssen integriert, immer als Ganzkörperbewegung, und sehr langsam ausgeführt werden. Man kann sie sich vorstellen als immer feinkörniger gegliederte Abfolge von Bewusstseinsmomenten, die man „schmecken“ muss – Taiji „schmecken“

Frieder Anders | Körper Geist und...

Körper Geist und...

Liest man über Taiji, wird da oft über die „Einheit von Körper und Geist“ geschrieben. Gemeint ist offenbar, dass die langsamen und entspannten Bewegungen bewusst – oder wie es heute heißt: achtsam –ausgeführt werden, so dass man sie wahrnimmt, spürt und sich in sie einfühlt. Dass man also die Erfahrung von Ganzheitlichkeit machen kann und nicht den Körper wie ein Instrument vor sich her oder zu Höchstleistungen antreibt. Das ist sicherlich eine befriedigende Erfahrung, weil Geist und Körper entspannen – sonst würden viele Menschen gar kein Taiji betreiben.

Im Inneren Taiji ist das Zusammenspiel von Geist und Körper aber differenzierter. Hier lautet die Maxime, dass der Geist führt, und Qi und der Körper folgen sollen, und das bedeutet, dass die Taijibewegungen vor ihrer Ausführung bereits in der geistigen Vorstellung vorweggenommen werden sollen. Also nicht bloß Spüren oder sich Einfühlen allein in körperliche Vorgänge oder Abläufe sind gemeint, sondern diese sollen vorweg in einer Art Mentaltraining ausgeführt werden.