Frieder Anders | Wu wei, das „anstrengungslose Handeln“

Wu wei, das „anstrengungslose Handeln“

Glücklich die Momente, in denen einem Dinge und Ereignisse entgegenkommen, seien es Menschen, Gegenstände, Eingebungen. So einen Moment erfuhr ich, als ich das Buch des kanadischen Sinologen E. Slingerland las, das mir John aus der Schweiz empfohlen hatte: „Wie wir mehr erreichen, wenn wir weniger wollen“. Darin legt der Autor seine über 20-jährige Beschäftigung mit der chinesischen Lebensmaxime Wu wei, des „anstrengungslosen Handelns“ dar, auch übersetzt mit „das Nichttun tun“. Und was mich gleich ansprach, waren seine Erläuterungen einiger Geschichten des daoistischen Philosophen Zhuangzi, vor allem der Geschichte vom Koch (oder Metzger) des Fürsten Hu, der diesem darlegt, wie er seine Rinder zerlegt und über Jahre sein Beil (oder sein Messer) scharf erhält, ohne es schärfen zu müssen – weil er nicht hackt oder schneidet, sondern die Klinge sich ihren Weg durch die Zwischenräume des Tierkörpers suchen lässt, eben Wu wei praktiziert.

Frieder Anders | Was hat Ausatmen mit Rechtshändigkeit zu tun? Nichts. Oder?

Was hat Ausatmen mit Rechtshändigkeit zu tun? Nichts. Oder?

Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“  (chinesisch)

Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine neue Sprache erlernen, natürlich nicht nur sie sprechen, sondern auch schreiben können. Sie gehen in eine Sprachschule, belegen einen Kurs, aber gleich in der ersten Stunde wird Ihnen gesagt, mit welcher Hand sie schreiben sollen: nur mit der linken. Eigentlich schreiben Sie aber immer rechts, weil Sie Rechtshänder sind, aber, nun gut, es wird schon richtig sein – schließlich ist es ja eine fremde Sprache, vielleicht macht man es da so – und Sie geben sich ordentlich Mühe, umzulernen, weil es von Ihnen verlangt wird. Aber es fühlt sich eigentlich nicht wirklich gut an.

So ging es den linkshändigen Kindern bis in die 1970er-Jahre...

Frieder Anders | Taiji spielen

Taiji spielen

Als ich 1978 das erste Mal in Taiwan war, um dort in Taipei Taiji zu lernen und zu üben, kam einmal im Park ein Chinese auf mich zu und sagte: „You play Taiji very well!“ Das war mir ganz neu, dass man Taiji in China „spielt“. Ich vermute, der Ausdruck "play Taiji" ist abgeleitet aus dem Englischen "play sports", also "Sport (be)treiben", hat also mit dem Wort "spielen" im deutschen Sprachgebrauch nichts zu tun.

Dǎ“ (im 3. Ton) ist das Wort, das man dafür verwendet. Es heißt u.a. schlagen, etwas aktiv machen, durchführen, eben auch ausüben, üben etc...