Als ich 1978 das erste Mal in Taiwan war, um dort in Taipei Taiji zu lernen und zu üben, kam einmal im Park ein Chinese auf mich zu und sagte: „You play Taiji very well!“ Das war mir ganz neu, dass man Taiji in China „spielt“. Ich vermute, der Ausdruck "play Taiji" ist abgeleitet aus dem Englischen "play sports", also "Sport (be)treiben", hat also mit dem Wort "spielen" im deutschen Sprachgebrauch nichts zu tun.
„Dǎ“ (im 3. Ton) ist das Wort, das man dafür verwendet. Es heißt u.a. schlagen, etwas aktiv machen, durchführen, eben auch ausüben, üben etc...
Die Zeiten, in denen Taiji ein zugkräftiges Thema war, scheinen vorbei zu sein. Nach einem Artikel in der FR über die Eröffnung meiner Schule 1980 in Frankfurt-Nied riefen 60, 70 Leute an, die sich dafür interessierten - die dann zwar natürlich nicht alle Schüler wurden, aber es war etwas aufregend Neues. Und später, als ich für Meister Chu, meinen langjährigen Lehrer, den Verband ITCCA in Deutschland leitete, gab es noch in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts keine „Nachwuchssorgen“; da kamen schon mal 30 Leute in eine Einführungsveranstaltung...
Es erscheint spitzfindig, von „innerem“ Taiji zu sprechen, denn jeder Interessierte weiß, dass Taiji zu den „inneren“ Kampfkünsten gehört und somit per se eine innere Disziplin ist. Wozu also diese Unterscheidung in „inneres“ und „äußeres“ Taiji? Nun, man erlangt nicht automatisch die Fähigkeit der „inneren Kraft“, wenn man Taiji erlernt, welchen Stil auch immer - und innere Kraft ist für mich der Prüfstein für Inneres Taiji.