Wu wei, das „anstrengungslose Handeln“
Glücklich die Momente, in denen einem Dinge und Ereignisse entgegenkommen, seien es Menschen, Gegenstände, Eingebungen. So einen Moment erfuhr ich, als ich das Buch des kanadischen Sinologen E. Slingerland las, das mir John aus der Schweiz empfohlen hatte: „Wie wir mehr erreichen, wenn wir weniger wollen“. Darin legt der Autor seine über 20-jährige Beschäftigung mit der chinesischen Lebensmaxime Wu wei, des „anstrengungslosen Handelns“ dar, auch übersetzt mit „das Nichttun tun“. Und was mich gleich ansprach, waren seine Erläuterungen einiger Geschichten des daoistischen Philosophen Zhuangzi, vor allem der Geschichte vom Koch (oder Metzger) des Fürsten Hu, der diesem darlegt, wie er seine Rinder zerlegt und über Jahre sein Beil (oder sein Messer) scharf erhält, ohne es schärfen zu müssen – weil er nicht hackt oder schneidet, sondern die Klinge sich ihren Weg durch die Zwischenräume des Tierkörpers suchen lässt, eben Wu wei praktiziert.