Fritz, der Alphornbläser

06. Juni 2017 | Frieder Anders | Fritz, der Alphornbläser

Fritz, der Alphornbläser

In unserem Ferienkurs im Elsass über Himmelfahrt (bei dem alles gepasst hat: Wetter, Hotel, Essen, gutes Qi in den Kursen und untereinander) war auch ein Teilnehmer aus der Schweiz: Fritz Frautschi, Alphornbläser und Terlusolloge (http://www.alphornatelier.ch/index.html).

Er gab eine sehr interessante Probe seines Könnens und für die meisten Teilnehmer, wie auch für mich, erklang das Alphorn zum ersten Mal: ein wunderschöner Klang, satt, dennoch leicht und sehr beruhigend. Und er erzählte auch über seine terlusollogischen Erfahrungen, also wie sein Atemtyp sich bei seinem Spiel bemerkbar machte.

Er ist Einatmer, muss also im Beckenbereich aufrecht stehen und darf es nicht kippen. Nun ist so ein Alphorn ja ziemlich lang, immerhin bis zu vier Meter, und er hatte es immer, wie es üblich ist, auf den Boden aufgelegt. Dadurch entstand ein Gefälle, dem er durch eine leicht vorgeneigte Körperhaltung entsprach; man kann auch sagen, das Instrument zog ihn ›hinab‹ und zwang ihn, mit dem Körper dieser schrägen Ausrichtung zu folgen und selbst schräg zu werden.

Die gekippte Beckenhaltung (leider ist es in der Physiotherapie üblich, die Beckenkippung, bei der das Steißbein sich etwas anhebt, entweder als nach ›vorn‹ oder nach ›hinten‹ zu bezeichnen, besser wäre ›geflexte Hüftgelenke‹) ist das Kennzeichen der Ausatmer oder Solaren. Offenbar sorgt die Dominanz des Ausatemvorgangs dafür, dass die beteiligte Muskulatur das Steißbein anhebt und das Becken in eine gekippte Position bringt, bei der die Hüftgelenke geflext, also gebeugt, sind. Beim Einatmer oder lunaren Atemtyp ist es hingegen wohl so, dass die an der dominierenden Phase des Einatmens beteiligte Muskulatur das Becken aufrichtet und die Hüftgelenke streckt. Im AtemtypTaiji und im AtemtypQigong ist dies die grundlegende Unterscheidung in der Körperhaltung der beiden Atemtypen.

 

chaplin

Charlie Chaplin, Einatmer, beugt mit gestreckten Hüftgelenken.

 

tati

Jacques Tati, Ausatmer, beugt mit geflexten Hüftgelenken.

 

Nun hatte also Fritz, als Einatmer, jahrelang solar, also entgegen seinem Atemtyp geübt – mit dem ›Erfolg‹ starker Beschwerden im Bauchbereich, denn der Krafteinsatz beim Alphornblasen ist erheblich. Sein Körper zeigte ihm, dass er auf dem falschen Weg war – Tati statt Chaplin –, indem er sich mit Schmerzen wehrte. Er suchte Christian Hagena auf, Arzt in Mannheim und Leiter des Terlusollogie®-Verbandes, wurde von ihm an einen terlusollogisch ausgerichteten Lehrer für Blasinstrumente ›überwiesen‹ und spielte fortan in seinem lunaren Atemtyp.

Der Kunstgriff dazu: Er konstruierte einen kleinen Schemel, auf den er, statt direkt auf die Erde, das Alphorn an seinem Ende auflegen konnte, so wurde der Neigungswinkel geringer und er konnte aufrechter stehen: sein Becken ›rutschte‹ so in die lunare Position, und seine Beschwerden verschwanden. Wie schön das jetzt aussieht und vor allem, wie schön das klingt, was diese Haltung akustisch hervorbringt, konnten wir beim Kurs im Elsass bewundern. Danke!