»Bitte nicht um eine leichte Bürde – bitte um einen starken Rücken.« Franklin D. Roosevelt
»Das Institut für angewandte Gesundheitsforschung hat die Daten von sieben Millionen gesetzlich Krankenversicherten ausgewertet. Es kommt beim Thema Rückenschmerzen zu dem Ergebnis: Die Behandlungserfolge sind schlecht. Und die Patienten wollen gerne durchleuchtet werden. Offenbar geben viele Mediziner Menschen mit Rückenproblemen sogar falsche Ratschläge.
Fast jeder hat es einmal im Kreuz: 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leidet mindestens einmal im Jahr mehr oder weniger stark an Rückenschmerzen. Viele erhoffen sich dann Heilung beim Arzt. Doch wenn der Rücken weh tut, reagieren Patienten wie Ärzte häufig falsch. Das zeigt die Studie Faktenscheck Rücken‹ der Bertelsmann Stiftung.« (sz.de, 16.11.2016)
Warum? Weil der Rücken und das Skelett nur in seinen Teilen betrachtet wird: wenn es in der Lendenwirbelsäule schmerzt, wird versucht, genau an dieser Stelle zu heilen. Das ist natürlich angezeigt, wenn es sich um lokale Verletzungen oder Entzündungen handelt, aber die Rückenschmerzen, die kommen und meist wieder vergehen, haben energetische Ursachen: das Qi fließt nicht an den schmerzenden Stellen, weil die Körperhaltung ›defizient‹ ist, also, um es in der Sprache des Taiji zu sagen, die Verbindung von Erde und Himmel, die in der Körperhaltung verwirklicht werden soll, nicht realisiert wird. Das wird als Grund für Rückenschmerzen nicht erkannt. Warum ist das so? Weil der menschliche Körper lediglich als physikalischer Körper, der vermessen und gewogen werden kann, betrachtet wird, sozusagen als begrenzte Masse innerhalb seiner Begrenzung, der Haut.
Und so erfolgt die Suche nach den Ursachen, was die „Welt im Innersten zusammenhält“, also den körperlichen Abweichungen von der Norm (welcher Norm?) innen im Körper. Dieser naturwissenschaftlich geprägte Forscherblick, der Einzelheiten ergründen möchte, verliert aber die Ganzheit aus dem Blick. Denn der Körper endet nicht an seiner Haut, sondern ist Teil des Kosmos; chinesisch ausgedrückt, er ist als Mikrokosmos Teil und Abbild des Makrokosmos. Aber durch den ›Tunnelblick‹ machen die meisten Patienten und Ärzte, die ja naturwissenschaftlich ausgebildet wurden, laut obiger Studie fünf Fehler:
Fehler Nummer eins
Jeder Zweite ist überzeugt davon, dass es nötig ist, bei Rückenschmerzen unbedingt einen Arzt aufzusuchen.
Fehler Nummer zwei
Patienten bestehen auf einer Diagnose und dem Einsatz von Geräten. 60 Prozent der Versicherten erwarten eine bildgebende Untersuchung. Mehr als zwei Drittel glauben sogar, dass mit einer Röntgenaufnahme, einer CT oder einer MRT die genaue Ursache des Schmerzes zu finden ist. Dies ist jedoch ein Trugschluss.
Fehler Nummer drei
Die bildgebende Diagnostik erfolgt oft vorschnell, vor allem bei Orthopäden, die im Quartal der Erstdiagnose viermal so häufig ein Röntgenbild veranlassen wie Hausärzte. Nach der Nationalen Versorgungsleitlinie sollte dies jedoch, wenn keine besonderen Hinweise auf ein Krankheitsbild vorliegen, frühestens nach sechs oder zwölf Wochen erfolgen, wenn eine konservative Therapie, wie etwa eine Physiotherapie, erfolglos war.
Fehler Nummer vier
Oft werden die Befunde der Bildgebung überbewertet. Dies führt zu unnötigen weiteren Untersuchungen und Behandlungen.
Fehler Nummer fünf
Ärzte halten sich bei ihren Ratschlägen nicht an wissenschaftliche Empfehlungen. So legen ärztliche Leitlinien nahe, dass Patienten bei Rückenschmerzen ohne Hinweise auf gefährliche Verläufe (wie zum Beispiel Wirbelbrüche oder Entzündungen) Bettruhe vermeiden und weiter ihren Körper bewegen sollten. Fast die Hälfte der Ärzte empfiehlt jedoch der Untersuchung zufolge Ruhe und Schonung. Auch verstärkten viele Mediziner das Krankheitsgefühl. So würden 47 Prozent der Ärzte den Patienten vermitteln, ihr Rücken sei ›kaputt‹ oder ›verschlissen‹. Und nur jeder zweite Arzt rede mit Patienten mit Rückenleiden über mögliche psychische Krankheitsursachen wie Stressfaktoren oder mentale Belastungen.
Wir Menschen stehen und gehen aufrecht, aber der ›aufrechte Gang‹, nicht zufällig auch eine Metapher für gelungene Selbstbestimmung, wird uns nicht geschenkt, sondern ist uns als lebenslange Aufgabe gestellt. Aufrichtung, wie sie im Sport beispielsweise vermittelt wird, fordert, die aufrechte Haltung zu ›machen‹: die Körperhaltung wird ›zurechtgezogen‹ und in ein Schema gezwungen, das seine Wurzeln in kulturellen, beispielsweise militärischen, Vorstellungen hat, die nicht erkannt oder hinterfragt werden. Eine solche künstliche Aufrichtung erzeugt durch unnötige Muskelanspannung Stress und Verspannungen, die sich in den anfälligsten Teilen der Wirbelsäule, der konkav (nach innen) gebogenen Lenden- und Halswirbelsäule als Schmerzen bemerkbar machen.
Zum Glück gibt es Taiji und Qigong. Hier lernt man behutsam die Aufrichtung und Ausrichtung des Körpers zwischen Himmel und Erde, in der das Qi fließen und auch die seelische Befindlichkeit verbessert werden kann – denn beide sind Ursachen für die Rückenprobleme, die kommen und vergehen. Die Körperhaltung im Taiji verkörpert auch die Lebensmaxime, den ›Kopf nicht hängen zu lassen‹, denn der wird immer aufrecht getragen. Und wie ein aufrechter Kopf – das ›erhobene Haupt‹ – eine positive, mutige Gestimmtheit widerspiegelt, kann umgekehrt die willkürliche (natürliche) Aufrichtung auf die Psyche einwirken und diese ›umstimmen‹.
Fazit: Der Schlüssel zum schmerzfreien Rücken ist die typische Körperhaltung in Taiji und Qigong, die an der optimalen Anpassung an die Schwerkraft arbeitet: Aufrechte Wirbelsäule mit abgesenktem Schwerpunkt, von den Beinen optimal getragen, sodass die Wirbel am richtigen Platz sind und sich frei bewegen können. Dann langsame Bewegungen, die den Körper behutsam durcharbeiten und von der Aufmerksamkeit (dem Geist) bewusst und achtsam geführt werden. Ein chinesisches Bild dafür ist, den Rumpf und die Glieder so zu tragen und zu bewegen, als wäre alles aus einzelnen Glasbausteinen zusammengesetzt.
Wir wünschen allen einen starken Rücken, nicht nur für den Mai!
PS: Und weil ja immer alles wissenschaftlich untermauert sein will in unseren Landen, hier ein Link zu einer randomisierten kontrollierten Studie zum Thema ›lower back pain‹ und Taiji: http://taichiforhealthinstitute.org/the-first-tai-chi-for-back-pain-study/