Artgerechte Ernährung

07. März 2021 | Frieder Anders | Artgerechte Ernährung

»Was letztlich zähle, sei das Grundkonzept: eine artgerechte Ernährung.«
(Ernährungs-Doc Matthias Riedl, NDR)

Artgerechte Ernährung – wirklich? Sicher, eine richtige Ernährung ist wichtig, nicht nur in diesen Zeiten. Sie macht den Körper gesund und widerstandsfähig, und sie stärkt seine Immunabwehr. Aber ›artgerecht‹? Da denke ich eher an Tiere, an Fressen oder Füttern ... Seit Jahren galt und gilt die ›Mittelmeer-Diät‹ als die beste Art, seinen Körper mit Nährstoffen zu versorgen. »Mediterrane Ernährung ist deshalb ein Studiengewinner, weil sie bestimmte Ernährungselemente enthält«, sagt der Ernährungs-Berater Matthias Riedl. »Gesundheitlich punkten nicht Pizza oder Pasta, sondern Zutaten wie beispielsweise das Olivenöl mit seiner günstigen Fettsäuren-Zusammensetzung oder der hohe Stellenwert von frischem Gemüse und Kräutern, die uns mit Ballaststoffen und Antioxidantien versorgen.«

Aha, ein ›Studiengewinner‹ ... Aber was tun die Menschen, wenn Ihnen die Mittelmeerdiät nicht schmeckt oder sogar nicht bekommt – wie mir zum Beispiel? Es gibt ja auch noch viele andere Studiengewinner. Die ›Nordic Diet‹ zum Beispiel. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass nicht nur die Bewohner am Mittelmeer sich gut ernähren. Die nordischen Länder ernähren sich völlig anders als der Süden und bleiben trotzdem gesund. Woher kommt das?

Schauen wir uns die Ernährungsratschläge für die Atemtypen an. Die Mittelmeerdiät entspricht weitgehend den Empfehlungen für Ausatmer oder Solare, und die nordische Diät kommt dem ziemlich nahe, was für die Einatmer oder Lunaren empfohlen wird.

Dass auch die nordische Diät jetzt ein Studiengewinner ist und endlich wissenschaftlich anerkannt wird, ist schön – aber den Nord-Menschen dürfte das ziemlich egal sein, solange ihnen ihr Essen schmeckt und sie gesund erhält. Was soll eine artgerechte Ernährung auch anderes sein? Im Übrigen könnte die Art der richtigen Ernährung auch mit dem jeweiligen Klima zusammenhängen, aber davon steht in dem zitierten Artikel kein Wort. Das Klima lässt nur bestimmte Lebensmittel wachsen und da ist es vielleicht klug von den Menschen, sich auf das zu verlassen, was ihnen die Natur von sich aus bereitstellt.

Es stimmt mich immer wieder traurig (und macht mich wütend), wenn wissenschaftliche Studien einseitig als die einzige Wahrheit gelten – weil sie immer dem westlichen Menschenbild folgen und alles auf die kleinstmöglichen Elemente zurückführen. Es zählt nur, was in dem Körper oder in den Lebensmitteln steckt. Der Mensch soll seinen Körper haben, wie ein Objekt, das man in seine Bestandteile zerlegen kann – das ist die herrschende Auffassung. Alle anderen Perspektiven auf den Körper werden als störend empfunden und für die Heilung ausgeblendet. Bei Covid-19-Erkrankten blendet man das soziale Umfeld, aus dem die Menschen kommen, völlig aus, weil das ja nicht Gegenstand der medizinischen Wissenschaft ist. Da ist es kein Wunder, dass die sozialen Auswirkungen der Maßnahmen gegen die Pandemie keine Rolle spielen in dieser Politik, die ihren Glauben auf die Wahrheit der Naturwissenschaften ausgerichtet hat. Ziel ist es, Leben zu retten, aber nur das nackte Leben. Solange sich noch etwas auf den Monitoren und Geräten bewegt, ist das nackte Leben gerettet. Aber was ist mit dem anderen Leben? Die Hoffnungen der Kinder und aller Menschen, die ein Leben beginnen wollen, kommt in dieser Politik nicht vor. Der Mensch hat nicht nur seinen Körper, den er mit medizinischer oder anderer Technik beherrschen kann, sondern er ist auch ein Körper – ein Leib, in dem er lebt. Kinder erinnern die objektfixierten Erwachsenen immer unangenehm an diese andere Seite ihres Körpers, die sie weitgehend verleugnet und verloren haben. Und alte Menschen ebenso, weil sie, wenn sie schwach und hilflos werden, ihren Körper gar nicht mehr beherrschen können und über ihn nicht mehr, nach westlichem Vorbild, wie über ein Objekt verfügen können. Natürlich hat auch die westliche Medizintechnik ihre Berechtigung, der auch ich einiges verdanke, aber es geht mir hier um den überzogenen Geltungsanspruch. Die Menschen laufen schnell in Gefahr, nur das als Maßstab anzulegen, was sie selber können. Ein lunarer Taiji-Lehrer wird dann seinen eigenen Atemtyp unbewusst als Messlatte an alle seine Schüler anlegen und damit die Hälfte seiner Schüler verlieren. Wenn er nicht auch den solaren Atemtyp kennt und lehren kann, findet diese andere Hälfte seiner Schüler nicht zu sich selbst und entwickelt keine Innere Kraft.

Mit den Ernährungsratgebern ist es ähnlich. Hier ist jede wissenschaftliche Studie in Bezug auf all das blind, was sie selbst nicht untersucht hat. Mal ist dann die Mittelmeer-Diät der Studiengewinner, das nächste Mal die ›Nordic Diet‹. Deswegen ist es eigentlich unmöglich, aus einer einzigen Studie einen allgemein verbindlichen Ratschlag zu formulieren. Hören Sie auf Ihren Bauch! Wenn es nicht schmeckt, stimmt der beste Ratschlag nicht für den eigenen Körper. Wer trotzdem dieser Empfehlung folgt, ist ein Stück weiter auf dem Weg zum fremdbestimmten Maschinenmenschen.