Ein offener Brief

08. Dezember 2023 | Frieder Anders | Ein offener Brief

Mitgefühl, Freundlichkeit, Fürsorge

Wenn du einen Helden hast, sieh noch mal hin:
Du hast dich selbst irgendwie kleiner gemacht.
(Sheldon B. Kopp)

Man vergilt seinem Lehrer schlecht,
wenn man immer nur der Schüler bleibt.
(Friedrich Nietzsche)

Liebe Taiji-Lehrerinnen und -Lehrer,

Ihr alle habt Euch der Weitergabe von Taiji gewidmet. Ihr liebt diese Bewegungskunst und möchtet sie anderen nahebringen.

So geht es mir auch, sie prägt seit 50 Jahren mein Leben. Als Pionier, ›Senior‹ und Meister dieser Kunst in Deutschland wende ich mich heute an Euch.

Große Verantwortung

Zum einen solltet Ihr Euch bemühen, alle Aspekte dieser Kunst, die ich für einmalig halte, zu entdecken. Hört also nie auf zu lernen.

Zum anderen solltet Ihr Euren Schülern nicht – etwa aus Unwissenheit – die Entwicklungsmöglichkeiten vorenthalten, die Taiji für diejenigen bereitstellt, die auf dem Weg zu sich selbst sind.

Man kann Taiji als nützliche Gesundheitsübung betreiben, zu welcher es sich in den letzten 100 Jahren (zurück-)entwickelt hat; wenn Euch das genügt, braucht Ihr nicht weiterzulesen.

Oder man sucht die Essenz dieser Kunst zu entdecken, weil man sie spürt, zumindest ahnt und davon gepackt ist. Sollte das Eure Intention sein, lest bitte weiter.

Böse ist potenzielle Vitalität,
du musst es nur umsetzen.

Wildheit

Den Taiji-Meistern im 19. Jahrhundert – für die Zeit davor fehlen Belege – ging es um die innere Kraft. Sie vertraten eine Kampfkunst, mit der sie sich den Vertretern aller Kampfkünste stellen mussten. Zweikämpfe waren die Regel, und dabei ging es eigentlich immer ums Überleben: entweder im Wortsinne oder zumindest darum, den guten Ruf nicht zu verlieren.

Ein Kennzeichen aller östlichen Kampfkünste ist es, ›rohe‹ Kraft, die unkontrolliert ausbrechen kann, in ›wesentliche‹ Kraft zu verwandeln, die beherrscht wird, also neben der Entfaltung der eigenen destruktiven Möglichkeiten auch deren Kontrolle einzuüben. Das geht Hand in Hand und ist durchaus eine Besonderheit der östlichen Kampfkünste. Im westlichen Boxen dagegen wird die Kontrolle der ausgelebten Aggression, die das Ziel hat, den anderen zu vernichten, lediglich den gepolsterten Handschuhen überlassen; geistige Schulung Fehlanzeige. Und in den Veranstaltungen der MMA (Mixed Martial Arts) gibt es zwar auch Einschränkungen, aber dieses Prügeln (fast) ohne Hemmnisse weckt niederste Instinkte, ohne sie zu kontrollieren, geschweige denn zu transformieren.

Das Besondere an der Taiji-Art zu kämpfen war und ist, die Kraft der Natur nachzuahmen: mit Stetigkeit und Geduld ungestüme Angriffe zu neutralisieren. Wie ruhig fließendes Wasser einen Stein oder einen Baum ›ignoriert‹, die in es hineinfallen: der Stein sinkt und der Baum wird davongetragen. Das ist die Art, wie man im Taiji einem Angriff widersteht: diesen ins Leere ›sinken‹ zu lassen oder weiterzuleiten, an sich vorbei. Aus dieser Aktivität entsteht dann, durch bestimmte Techniken, eine unwiderstehliche Urgewalt, wie ein Strudel oder eine Riesenwelle, die den Angreifer entwurzelt, als würde das Wasser, in das er gefallen ist, ihn hinabziehen oder unaufhaltsam davontragen.

Diese Kraft ist gewaltfrei; besser gesagt, sie ist ohne Absicht zu zerstören. Eine Monsterwelle hat keine Absicht, Menschen zu vernichten, ebenso wenig, wie ein Wasserstrudel töten will; es sind Naturgewalten.

Meine Erfahrung zeigt, dass die Kraft der Natur in sich selbst – die eigene Wildheit – nicht unterdrückt oder gedrosselt werden muss. Denn destruktiv ist nicht diese Kraft an sich, sondern die Absicht, sie zur Zerstörung zu gebrauchen. Sie zuzulassen, zu transformieren und gewaltfrei einzusetzen, ist die Leistung des Geistes.

Diese Kraft wird im Taiji entwickelt – als innere Kraft –, die sich von äußerer Kraft unterscheidet. Wird der menschliche Körper lediglich als biomechanische Maschine verstanden und eingesetzt, ist er nur zu äußerer Kraft fähig. Denn die innere Kraft scheint das physikalische Gesetz ›Kraft = Gegenkraft‹ aufzuheben. Es gibt im Gegner keinen Widerstand, den man überwinden müsste. Und: Innere Kraft tut dem anderen nicht weh. Wird jemand durch Schmerzen besiegt, ist es keine innere Kraft.

Aber hier muss man unterscheiden: Gemeint sind die Schmerzen, die man dem Gegner im Zweikampf absichtlich zufügt, um ihn zu besiegen. Das ist im Taiji nicht nötig. Der Angreifer erleidet jedoch sehr wohl Schmerzen, und zwar umso stärker, je heftiger sein Angriff ist, und die können ihn auch dazu bringen, sich zurückzuziehen. Der Grund sind die Arme des Taiji-Meisters, die wie »Eisen, mit Baumwolle umwickelt« sind, wie es den alten Taiji-Schriften immer wieder heißt.

Als ich in meiner Zeit bei Meister Chu in den Ferienkursen ihn immer demonstrativ angreifen durfte, wollte ich nach zwei- oder dreimal aufhören, so groß waren die Schmerzen, die ich mir dabei holte.

Aber es waren keine tiefergehenden Verletzungen, weil die Schmerzen nach einiger Zeit nachließen, es waren ja nur die Arme beteiligt. Leicht vorstellbar, welche Wirkungen diese innere Kraft auf Weichteile und innere Organe hätten! Ohne diese Effektivität wäre Taiji sicherlich nicht die berühmteste Kampfkunst im 19. Jahrhundert gewesen. Es ist eben keine ›weiche‹ Kampfkunst, wie sie oft missverstanden wird.

Praktizierende, die die innere Kraft nicht haben oder fundiert anstreben, sind der Ansicht, dass das Wesen von  ›weichem‹ Taiji darin bestünde, einem Angriff nachzugeben – und dann im schwachen Moment, wenn der Angreifer quasi ins Leere läuft, zuzuschlagen. Und diesen Begriff ›zuschlagen‹ habe ich mit Bedacht gewählt, weil der Gegenangriff nur mit äußerer Kraft erfolgen kann, die potenziell destruktiv ist, auch wenn diese sublimiert wird und der Angreifer nur ›geschubst‹ wird, um ihn nicht zu verletzen. Das ist aber keine ernsthafte Auseinandersetzung mit der eigenen Destruktivität, wie der ursprüngliche Sinn einer Kampfkunst ist, sondern bloß ein Spiel.

 

Was weißt du eigentlich ... sicher?

Die »alles durchdringende Kraft«

Menschen kommen, nach meiner Erfahrung, zum Taiji, weil sie eine Bewegungsart suchen, in der sie mit sich selbst sanft umgehen können: Statt Leistungsdruck und Aggressivität gegen sich und andere suchen sie Sanftheit und Freundlichkeit. Aber sie kennen den Unterschied zwischen ›guter‹ und destruktiver Aggressivität nicht: weil sie Aggressivität mit etwas Schlechtem assoziieren, das sie ablehen, wird sie ausgeblendet. Aber ›aggredi‹, lat., bedeutet zunächst ›sich nähern, herangehen‹, ›angreifen‹ ist nachrangig.

Wird im Taiji die innere Kraft, die auch als »alles durchdringende Kraft« bezeichnet wird (vgl. Shi Ming/Siao Weijia (2003): Wie Weiches über Hartes siegt), eingeübt, ist es nötig, den anderen ›zu durchdringen‹, also die Bewegung auf eine andere Person hin so auszuführen, als würde sie durch diese hindurchgehen. Die Befürchtung, dass aggressive Bewegung dazu dienen soll, den anderen potenziell zu zerstören ­– wie es fast jede Kampfkunst oder jeder Kampfsport vormacht – führt zu einer ›Beißhemmung‹: in den eigenen Raum und den des anderen darf nicht eingegriffen werden (sonst wäre man nicht beim Taiji).

Aber die Übung der inneren Kraft zeigt, dass der andere gerade nicht verletzt oder missachtet wird, wenn es gelingt, mit der Bewegung durch ihn hindurchzugehen. Statt mit Gewalt in ihn einzudringen und dort die Kraft ›explodieren‹ zu lassen, die ihn zerstören soll, wird man Teil einer großen Welle, die den anderen sanft, aber nachdrücklich und unaufhaltsam aus seinem festen Stand heraushebt, ihn ›entwurzelt‹.

Mein Hinweis im Unterricht, sich mit der Vorstellung zu helfen, dass der andere »gar nicht da sei«, man also von der Realität seiner physischen Präsenz, die einen blockiert, absehen solle, ist auch nicht leicht umzusetzen; offenbar geistert da die Vorstellung herum, man würde den anderen missachten, wenn man ihn übersieht.

Aber hier ist Taiji am ehesten Spiel: wie kann ich real jemanden schaden, wenn ich ihn in meiner Vorstellung übersehe? 

Es ist ein zufälliges Universum,
dem wir da Sinn geben.

Wiederentdeckung und Beherrschung der eigenen Wildheit

Das Ziel von Taiji ist nicht die gewaltfreie, am besten prästabilierte, Harmonie (›prästabilierte Harmonie‹ bezeichnet eine vorherbestimmte, eigentlich: im Voraus festgestellte Einheit) zwischen Menschen herzustellen, sondern das Ziel von Taiji ist die (Wieder-)Entdeckung der eigenen Wildheit, aber gleichzeitig ihre Beherrschung, die sie transformiert, zu entwickeln.

Dass durch die Übung des Taiji, allein oder mit Partner, ein Gefühl der Harmonie, eines höheren Selbst, sich einstellt, ist zum einen ein Ergebnis der rechten Übung, welche innere Kraft weckt und gleichzeitig kontrolliert. Stelle ich diese Harmonie aber als Richtschnur auf, von der ich nicht abweichen soll, dann ist es keine Kampfkunst mehr, sondern nurmehr ein abgekartetes Spiel. Im Aikido, das ich vor Taiji betrieb, war die Devise für den Übungspartner, der den aggressiven Part übernahm: ›in Liebe angreifen‹ – wie soll das gehen? Und wenn Taiji betrieben wird als ›Taiji spielen‹, dann gibt es auch keinen Zugang zur eigenen Naturkraft mehr. 

Alles an dir ist etwas wert,
wenn du es nur besitzt.

Der nächste Punkt: Tradition

Ihr als Taijilehrer/innen steht in einer Tradition und beruft Euch oft darauf: Gelernt bei einer Meisterin, einem Meister oder Lehrer/in. Diese Person hat wiederum da und/oder dort gelernt, und die Linie geht zurück auf …

Wenn Ihr das hervorhebt, solltet Ihr aber bedenken, dass das nichts über Eure eigene Qualifikation aussagt. Die fremden Federn müsst Ihr Euch selbst wachsen lassen.

Oder Ihr pfeift auf die Tradition, weil Ihr Euer eigenes Ding macht: sicherlich irgendwo Taiji erlernt, aber dann allein weiterpraktiziert – es fühlt sich doch alles gut und richtig an.

Das ist ok, solange Ihr nicht Euer subjektives Empfinden als Maßstab für Eure Schüler nehmt.

Ich hatte mal einen von mir ausgebildeten Lehrer in meiner Schule, dessen Gruppe ich nach einiger Zeit besuchte und erstaunt darüber war, wie unterschiedlich sich die Teilnehmer bewegten. Seine Begründung: Er wolle, dass alle das fühlen, was er, der Lehrer, fühlte. Seiner Aufgabe war er schnell entbunden, weil er nicht einsehen wollte, wie sehr er den Schülern damit unrecht tat. Um seine Gefühle zu suchen und zu kommunizieren, ist man in einer Psychogruppe besser aufgehoben als im Taiji.

Genauso einseitig ist es, den Schülern strikt die tradierten Bewegungen zu vermitteln und ihnen keinen Raum für die persönliche Ausformung zu lassen. Ich erinnere mich an den ersten Unterricht von Meister Chu in meiner Schule, nach welchem meine Assistenten und ich uns fast in die Haare kriegten über die Frage der meisterlichen Handhaltung: wie denn nun exakt der kleine Finger gestanden habe.

Und noch extremer die Haltung eines früheren Schülers, der sich damit rühmt, von 14 Lehrern gelernt zu haben – von jedem das Beste natürlich. Diese Einstellung verdient das Prädikat ›spiritueller Materialismus‹, das der buddhistische Lehrer Chögyam Trungpa (1939–1987) geprägt hat: Den Einkaufswagen mit allem Verlockenden zu füllen, garantiert nicht, dass aus diesen Zutaten auch eine bekömmliche Mahlzeit gekocht werden kann.

 

Subjektiv und objektiv

Taiji ist eine Bewegungskunst, die über die Nachahmung vorgegebener Bewegungen zu sich selbst führt. Und das gelingt nur, wenn

A. der/die Lehrer/in dieses Ziel erreicht hat oder zumindest auf dem Weg ist,

B.  die Bewegungen nicht als objektive Wahrheit verstanden werden, also als äußerlich nachzuahmende messbare Einheiten,

C.  subjektive Empfindung nur ein Ergebnis des Übens ist, aber keine Vorgabe, die die Art des Übens leitet.

Es geht also um einen Ausgleich der (objektiven) Vorgabe und der (subjektiven) Aneignung, und der ist nur individuell möglich. 

Dein einziger Sieg
liegt in der Hingabe an dich selbst.
 

Der Atemtyp als Weg zu sich selbst

Nach meiner Überzeugung ist es notwendig, über das Hindernis aufzuklären, das vielen dabei im Wege steht, Taiji als einen Weg zu sich selbst zu gehen: die Unkenntnis des eigenen Atemtyps.

Warum ist das wichtig? Nur wenn ich lerne, mich zu verwurzeln, kann ich die Verbindung zwischen Erde und Himmel in meiner Körperhaltung herstellen. Das ist der Weg zu mir selbst durch Taiji. Diese Verwurzelung finde ich über meinen Atemtyp, der den ganzen Körper jeweils unterschiedlich prägt: Bin ich Einatmer, richtet mich die starke Atemphase ›Einatmen‹ von unten nach oben auf. Als Ausatmer dagegen bewirkt die starke Atemphase ›Ausatmen‹ meine Aufrichtung von oben nach unten.

Übe ich ein Taiji, das nicht meinem Atemtyp entspricht, gerät mein (unbewusstes) Bedürfnis, diesem zu entsprechen, in Konflikt mit der äußeren Vorgabe, wie meine Haltung und Bewegungen zu sein haben; so kann Verwurzelung nicht gelingen.

Leider bewegen sich die meisten von Euch auf diesem Holzweg, weil Ihr den Atemtyp nicht berücksichtigt und nur das, was (subjektiv) für Euch selbst stimmt – oder was Ihr (objektiv) von Eurem Lehrer gelernt habt – Euren Schülern als den einzig richtigen Taiji-Weg vorgebt. Stimmen Eure eigenen Bewegungen zufällig mit Eurem eigenen Atemtyp überein, fein. Aber wird dann das Eigene zum Maßstab für alle gemacht, wird es zum Egotrip.

Und da sind wir bei dem Paradox, dass Ihr Taiji als gewaltfreie Bewegungskunst den Schülern auf eine Weise beibringt, die ihnen Gewalt antut – wenn auch ohne Absicht. 

Die wichtigsten Dinge
muss jeder für sich selbst tun.

Nochmal: Tradition

In der chinesischen Tradition haben zahlreiche Schüler gegen die Tradition verstoßen und sich von ihrem Lehrer gelöst und teils neue Varianten und Stile begründet. Sie galten damit als Abweichler und wurden meist mit der Verbannung aus der Traditionslinie bestraft. Zu den möglichen Motiven, das Eigene zu suchen, gehörte es sicherlich auch, dass es sich falsch anfühlte oder Unbehagen auslöste, den Lehrer zu imitieren.

So wie bei meinem Lehrer Meister Chu. Erst im Laufe von 15 Jahren nach dem Tod seines Lehrers Yang Shouzhong 1985 fand er zur eigenen Körperhaltung. Er änderte den für ihn fremden Stil eines ›Ausatmers‹ zu seinem eigenen Einatmer-Stil. (Allerdings ohne diesen Prozess so zu benennen, denn die Atemtypen sind in China unbekannt.) Offiziell bekannte er sich nie zu diesem ›Frevel‹, weil er immer behauptete, dass sein Lehrer im Grunde auch seine, Chus, Haltung verkörperte und sich nur in der Öffentlichkeit ›verstellte‹. Das war ein nie eingestandener ›Vatermord‹, denn weil dieser im konfuzianischen Denken keinen Platz hat, durfte er nicht zugegeben werden. Immerhin zollte er seinem Lehrer damit aber auch Respekt.

Im Westen ist durch den Einfluss der griechischen Mythologie (Ödipus) der (psychische) Vatermord gesellschaftlich anerkannt. Aber auch im Osten gibt es die Aufforderung, die Autorität, die lange Vorbild war, in sich zu töten: »Triffst Du Buddha unterwegs, so töte ihn.« (aus dem Zen). Diese Lösung vom Vorbild, die Befreiung von der Abhängigkeit, die der Vatermord beinhaltet, impliziert auch die Möglichkeit, den Vater respektvoll zu verlassen und ihn nicht hasserfüllt in den Staub zu treten.

Schade dagegen ist die respektlose Trennung von einem Lehrer. Einige der engen Lehrerschüler von Meister Chu, die ihm jahrelang gefolgt sind, haben ihn kürzlich plötzlich fallengelassen – ›getötet‹ – und durch einen anderen Meister ersetzt, der genau das Gegenteil unterrichtet. Also plötzlich vorgeneigte Körperhaltung statt aufrechte …

Sie haben, wie ich vermute, entdeckt, dass die extrem aufgerichtete Haltung, welche der Einatmer Chu lehrt, nun doch nicht für sie passt, weil sie (unerkannt) Ausatmer sind. Konsequent für sie (andere Gründe interessieren hier nicht) – aber wie bringen sie nun ihren Schülern bei, dass alles bisher Gelernte nicht mehr richtig sei? Da bin ich gespannt …

 

Zusammenfassung

Die Kenntnis des eigenen Atemtyps ist ein erster Schritt, sich von Autoritäten zu lösen, und zwar von deren restriktiven Vorgaben, wie man die eigene Körperhaltung zu gestalten habe.

Nur mit Kenntnis des eigenen Atemtyps kann man andere Menschen in ihrer individuellen Körperhaltung erkennen, anerkennen und respektieren. Nicht nur Taiji-Lehrende sind hier angesprochen, sondern alle, die Menschen unterstützen möchten auf ihrem Weg zu sich selbst.

Im Unterricht verweise ich gern auf ein Zitat aus den Taiji-Klassikern, das besagt, dass die kleinste Abweichung meilenweit in die Irre führe, also den Weg zur inneren Kraft und sich selbst verfehlt. Der ist sicherlich nicht einfach und kennt auch keine Abkürzungen. Lernt man aber, diese Irrwege zu vermeiden, wird alles selbstverständlich, leicht und stimmig – fast wie im Märchen, wenn die Heldin oder der Held am Ende ihrer Reise zu sich selbst alle Widerstände überwunden haben; und die gibt es ja genügend. Das ist für mich die Essenz des Taiji.

PS:
Von dem amerikanischen Autor Sheldon B. Kopp des schönen Buches »Triffst du Buddha unterwegs« stammt ein ›eschatologischer Waschzettel‹ (von griechisch Eschaton = das Letzte, Eschatologie ist die Lehre von den letzten Dingen). Diesem habe ich alle Zitate in diesem Text entnommen: https://forum.fanfiktion.de/t/20309/1